DTV-Recyclingforum: „Es geht nur gemeinsam“

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Berlin, 16.05.2024 – Mitte Mai trafen sich rund 35 Akteure im Recycling-Atelier des Instituts für Textiltechnik in Augsburg. Der DTV hatte zu einem „Forum Textilrecycling“ eingeladen, um gemeinsam mit Textilservice-Unternehmen, Textilzulieferern und Recyclern in den Austausch zu treten, wie das Thema Textilrecycling angegangen werden kann und welche Rollen den einzelnen Akteuren dabei zukommen. Zudem galt es, ein Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen der jeweiligen Parteien zu schaffen.

Mit dem „Green Deal“ der EU-Kommission und dazugehörigen Richtlinien und Verordnungen (u.a. Ökodesign-Richtlinie, Initiative für nachhaltige Produkte, Erweiterte Herstellerverantwortung) gerät das Thema Textilrecycling bei Herstellern, Kunden und dem Textilservice immer mehr in den Fokus. Künftig gibt es hier deutlich mehr Auflagen zu erfüllen, um die nachteiligen Umweltauswirkungen des Textilkonsums zu reduzieren.

Warum das Thema aktuell jedoch nicht nur politisch Fahrt aufnimmt, machte Prof. Dr.-Ing. Stefan Schlichter von der Hochschule Augsburg in seiner Keynote deutlich: Textilrecycling bietet auch die Chance, dass sich Deutschland als zentraler Markt für nachhaltige Textilien etabliert und potenziell zum fünftgrößten Baumwollproduzenten der Welt aufsteigen könnte, wenn die derzeitig im „Kreislauf“ befindliche Baumwolle recycelt werden würde. So bestünde dich Chance, sich von internationalen Lieferketten unabhängiger zu machen und auch regionale Arbeitsplätze zu schaffen.

In der Praxis gebe es aber noch zahlreiche Herausforderungen zu meistern. So sei aktuell lediglich das mechanische Recycling skalierbar. Andere Recyclingverfahren (lösemittelbasiert, thermochemisch, Depolymerisation) seien noch nicht ausreichend marktfähig und viele Pilotprojekte noch nicht skalierbar.

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Gemeinsame Lösungen über Sektorgrenzen hinweg

Die Veranstaltung bot die Gelegenheit, dass Vertreter*innen aus dem Textilservice, von Textilherstellerseite, Forschung und Textilrecycling zusammen über Lösungsansätze diskutieren konnten. Die Textilrecycling-Anbieter TEXAID, Turns und eeden sowie das sächsische Textilforschungsinstitut gaben in Vorträgen wertvollen Input. Zudem stellt sich die Brancheninitiative CIBUTEX vor.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass das Thema „Textilrecycling“ nur gemeinsam angegangen werden kann. Die Bereiche Recycling-Technologien, Logistik und Kundenkommunikation wurden dabei als besonders wichtige Themenfelder identifiziert, die künftig in organisationsübergreifenden Arbeitsgruppen weiterbearbeitet werden sollen. Konkret soll es beispielsweise darum gehen, dass eine plattformgestützte Koordination zu den Textil-Anfallmengen stattfindet, um so beispielsweise Transporte zu Textilrecyclern besser auszulasten oder aber auch, um nicht abverkaufte Textilien weiter im Kreislauf zu halten – sozusagen ein B2B-Seconhandmarkt. Darüber hinaus soll der Austausch des Textilservice mit Recyclern und Forschungsinstituten ausgebaut werden, um spezifische Bedürfnisse der Branche zu platzieren, die sich mitunter von der klassischen Modebranche unterscheiden.

Als gelungenen Abschluss gab es die Gelegenheit, alle Prozessstufen des mechanischen Recyclings im Recycling Atelier Augsburg des Instituts für Textiltechnik Augsburg in Aktion zu sehen, bevor sich alle Teilnehmer voll mit neuen Informationen und Inspirationen auf die Heimreise machten.

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