Kostenindex weiterhin auf Rekordniveau, Kostenbelastung sinkt im Vergleich zum ersten Quartal 2023 lediglich um 0,9%

Die deutsche Wirtschaft stagniert. Gemäß einer Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes für das zweite Quartal 2023 hat sie sich zwar aus der Rezession gekämpft, eine sinkende Produktion im produzierenden Gewerbe im Vergleich zum Vormonat sowie schrumpfender realer Einzelhandelsumsatz deuten jedoch darauf hin, dass die Schnellschätzung nachträglich angepasst werden muss.

Die Gründe für die wirtschaftlichen Probleme liegen weiterhin auf der Angebotsseite, und auch Investitionen und Konsum sind immer noch geschwächt. Zu wenig Arbeitskräfte, Umbau von Lieferketten, steigende Zinsen, hohe Steuerbelastung, hohe bürokratische Hürden für große und kleine Investitionen und inflationär bedingte, sinkende Realeinkommen kennzeichnen auch im 2. Quartal 2023 die Situation. Entsprechend ist im zweiten Quartal des Jahres 2023 der Kostenindex für den Textilservice trotz stark gesunkener Energiekosten nur um ca. 1 Indexpunkt von 135,1 auf 133,9 Indexpunkte gesunken.


Energiekosten im Abwärtstrend, weitere Entwicklung bleibt ungewiss

Die Energiekosten sind von 170 Indexpunkten am Ende des 1. Quartals 2023 auf 155 Punkte im Juni 2023 gesunken. Von der Kostensenkung sind alle im Teilindex Energiekosten enthaltenen Kategorien betroffen – Strom, Gas, leichtes Heizöl und Kraftstoffe. Die sinkenden Energiekosten haben hierbei mehrere Ursachen. Durch die schwächelnde Konjunktur ist der Energieverbrauch in den vergangenen Monaten gesunken - vor allem energieintensive Branchen, wie etwa Chemie oder Metalle, haben ihre Produktion zurückgefahren. Gleichzeitig schreitet der Ausbau erneuerbarer Energien voran, witterungsbedingt hat dies das Energieangebot positiv beeinflusst. Auch die Energiepreisbremse zeigt weiterhin Wirkung. Sie gilt zunächst bis Ende 2023, politisch gesehen ist jedoch unklar, ob und wie die Subventionierung weitergeht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich jedoch dafür ausgesprochen, diese bis Ostern 2024 zu verlängern.

Trotz der gesunkenen Kosten sind die Energiekosten seit dem Basisjahr unseres Index 2015 deutlich stärker als der Gesamtindex gestiegen und übersteigen diesen aktuell um über 20 Indexpunkte. Unklar bleibt zudem, ob die Energiekosten auch weiterhin sinken werden. So ist aktuell wieder ein Anstieg der Gaspreise an den Börsen zu verzeichnen. Witterungsbedingt wird der Energieverbrauch im Herbst und Winter zudem wieder ansteigen. Gleichzeitig könnte eine Erholung der Wirtschaft zu einem größeren Bedarf an Energie führen.


Arbeitskosten stagnieren, legen aber spätestens ab 2024 wieder kräftig zu

Bei den Arbeitskosten liegen diesem Index die Tarifverträge bzw. die gesetzlichen Mindestlohnbestimmungen zugrunde. Der im Juni 2023 noch gültige Tarifvertrag der Intex hat einen ungewöhnlich langen Zeitraum gehabt, der auf der Arbeitskostenseite eine lange tarifliche Ruhe gebracht hat. Die letzte tarifliche Lohnerhöhung im August 2022 betrug in einer stark inflationären Umgebung 2,0 Prozent, welches den Jahresdurchschnitt der Tariflohnbelastung maßvoll ansteigen ließ. Bei den Unternehmen der Tatex ist der Kostenindex auf den gesetzlichen Mindestlohn als Basis umgestiegen. Dadurch gab es mit der zügigen Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns ab Oktober 2022 eine Erhöhung der Kostenbelastung, welche jedoch bis Ende 2023 stabil bleiben wird.

Der bereits ausgehandelte Tarifvertrag der Intex wird ab Juli 2023 einen starken Anstieg der Arbeitskosten mit sich bringen. Neben Inflationsausgleichsprämien im Juli 2023 und Januar 2024 sind Gehaltssteigerungen um einen Festbetrag in Höhe von 150€ für März 2024 und März 2025 vorgesehen. Auch der gesetzliche Mindestlohn wird per Verordnung zum 1. Januar 2024 angehoben. Dieser steigt von 12,00 auf 12,41 Euro. Die Tatex-Tarifempfehlungen empfehlen zudem ab dem 01.01.24 einen Stundenlohn von mindestens 12,60 Euro. Spätestens in 2024 werden somit die Arbeitskosten auch im Index wieder ansteigen.


Kosten für Textilien und Waschchemie sowie Finanzierungskosten erreichen Rekordhöhe

Die Entwicklung der Kostpreise bei Textilien verlief im zweiten Quartal 2023 oberhalb der allgemeinen Inflation. Der Textilkostenindex stieg von 130,6 Ende des ersten Quartals 2023 auf 131,9 im zweiten Quartal 2023 um 1,3 Punkte. Hierbei stiegen die Kosten für importierte und in Deutschland hergestellte Arbeitskleidung sowie die Kosten für in Deutschland hergestellte Flachwäsche. Lediglich die Kosten für importierte Flachwäsche sanken leicht um 0,6 Indexpunkte. Auch die Kosten für gewerbliche Waschmittel haben im zweiten Quartal zugelegt. Mit einer Steigerung um 2 Indexpunkte erreichen diese mit einem Indexwert von 147,7 den bisherigen Höchststand.

Bei den für alle Unternehmen wesentlichen Kosten müssen zudem auch die Zinsen für gewerbliche Finanzierungen berücksichtigt werden. Nachdem der Finanzierungskostenindex im vorherigen Quartal bereits um 46 Punkte gestiegen ist, legte er im zweiten Quartal 2023 um weitere 27 Punkte zu und erreicht damit aktuell den bisherigen Rekordwert von 247 Punkten.


Wirtschaftliches Umfeld und Kostensteigerungen belasten Textilservice auch im zweiten Quartal 2023 erheblich

Der Textilservice ist prozyklisch geprägt. Geht es den Kunden gut, erhöhen sie ihre Nachfrage. Ist der Geschäftsverlauf unbefriedigend, wird selbst im Rahmen von Drei-Jahresverträgen das Wäscheaufkommen reduziert. Es gibt zwar Zeitverzögerungen und gewisse Vertragspuffer bei der Anpassung des Textilservice an die gesamtwirtschaftliche Situation, aber im Grunde ist der Textilservice prozyklisch. Die Rezession belastet deshalb auch den Textilservice und die Wäschereien.

Hinzukommt, dass 2023 kein Ende der Kostpreissteigerungen in den zentralen Bereichen Personal, Waschchemie, in Deutschland produzierte Textilien und Finanzierung abzusehen ist. Die Kostensteigerungen in diesen Bereichen sind so gravierend, dass obwohl die Energiekosten um 15 Indexpunkte gesunken sind, der Gesamtindex zum zweiten Quartal 2023 lediglich um 1,2 Punkte gesunken ist. Die Energiepreise werden politisch niedrig gehalten, aber es ist weder klar, wie dies 2024 weitergeht, noch ob die Energiewende zu erträglichen Energiekosten führen wird. Sollten die aktuellen Kostenminderungen im Energiebereich also an Fahrt verlieren, wird der Branchenindex aller Voraussicht nach zum dritten Quartal wieder ansteigen.


Auch Wäschereien profitieren von den sinkenden Energiekosten, leiden jedoch unter den sonstigen Kostensteigerungen

Für reine Wäschereidienstleistungen, die vornehmlich von kleineren Wäschereien geleistet werden, geht der Kostenindex im Vergleich zum ersten Quartal zwar zurück, verzeichnet im Juni aber wieder einen leichten Anstieg gegenüber Mai. Zum Ende des zweiten Quartals liegt der Kostenindex bei 135. Die gesunkenen Energiekosten wirken sich in diesem Index stärker aus, weil Energie einen höheren Anteil an den Kosten hat. Umgekehrt belasten die Preiserhöhungen bei Textilien die Kosten der reinen Wäschereidienstleistung nicht. Insgesamt sind auch bei den Wäschereidienstleistungen die Kosten der eingesetzten Ressourcen jedoch gestiegen.

Fundierte Datengrundlage

Der Kostenindex für den Textilservice beruht auf den Daten der öffentlich zugänglichen Statistiken des Bundesamtes für Statistik und der Tarifverträge, die in der Textilservicebranche abgeschlossen werden. Für die einzelnen Kostengruppen wurden Indikatoren definiert, die überwiegend den langen Reihen der Fachserie 17, Reihe 2, von Destatis entnommen sind. Auf diese Weise können Textilservice-Kunden neutral und auf transparenter Datenbasis die Kostenentwicklungen im Textilservice nachvollziehen.

Anmerkung: Das Bundesamt für Statistik hat die von uns verwendeten Preisindices auf das Jahr 2015 umbasiert, sodass die Graphen und Tabellen unseres Branchenindex ebenfalls 2015 als Basis haben. Außerdem hat das statistische Bundesamt den Warenkorb für die inländisch produzierte Berufsbekleidung mit Stichjahr 2015 reduziert. Die Preisindices für Flachwäsche und für Importware blieben davon unberührt. Gleichwohl ist der Kostenindex für Textilien vor 2015 deshalb nur eingeschränkt mit dem Textilkostenindex ab 2015 vergleichbar.

Das Wägungsschema des Kostenindex für den Textilservice sieht wie folgt aus.

Download

Den aktuellen Kostenindex für den Textilservice in Deutschland können Sie hier herunterladen: Kostenindex 1. Quartal 2023

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