KOSTENINDEX SINKT IM 2. QUARTAL 2024 LEICHT, VERBLEIBT ABER NUR KNAPP UNTER HISTORISCHEM HÖCHSTWERT. NEUE METHODISCHE BASIS BEI DER BERECHNUNG FÜHRT ZU VERÄNDERTEN WERTEN
Nachdem der Kostenindex für den Textilservice nach erreichen seines bisherigen Allzeithochs im Oktober 2023 (126,4 Punkte) zum Ende des vergangenen Jahres wieder gesunken ist, gleicht das Jahr 2024 einer Achterbahnfahrt – nach einer erneuten Steigung zum Ende des ersten Quartals 2024 sinkt der Kostenindex zum Ende des zweiten Quartals minimal. Mit einem Indexwert von 125,7 Punkten verbleibt dieser aber weiterhin auf einem Rekordniveau und damit nur 0,7 Punkte unter dem Allzeithoch. Verantwortlich für den geringeren Index im zweiten Quartal 2024 sind gesunkene Kosten für Energie. Die Kosten für Personal sind gleichgeblieben, während die Kosten für Textilien sogar leicht zugenommen haben.
Wichtige Änderungen im DTV-Kostenindex ab 2024
Der DTV-Kostenindex basiert wesentlich auf den Daten des statistischen Bundesamtes. Zum Jahresanfang 2024 hat das Bundesamt seine Preisstatistik stark überarbeitet. Hierzu gehört neben einer Aktualisierung des Basisjahres von 2015 auf 2021 auch die Überarbeitung einiger Indices. Dies wirkt sich auf den DTV-Kostenindex aus:
Basisjahr des DTV-Kostenindexes ist ab sofort das Jahr 2021 (2021 = 100). Dies bedeutet, dass die aktuellen Kosten mit dem Niveau von 2021 verglichen werden. Ihnen wird auffallen, dass der Kostenindexwert ab sofort um etwa 12 Punkte niedriger ausfällt als noch in den Vormonaten. Dies liegt aber leider nicht an gesunkenen Kosten, sondern daran, dass die Kostensteigerungen gemessen am Jahr 2021 niedriger ausfallen als gemessen am Jahr 2015. Während der Indexwert zwar insgesamt niedriger ausfällt, stellt der Index die prozentualen Steigerungen der Kosten weiterhin gleich dar. Sollten Sie in Kundenverträgen den DTV-Kostenindex als Benchmark nutzen, empfehlen wir zu prüfen, ob die Umstellung auf das Basisjahr 2021 ggf. Auswirkungen hat.
Auswirkung auf den DTV-Kostenindex hat auch, dass das Statistische Bundesamt seit der Überarbeitung nicht mehr über die Einfuhrpreise von Arbeits- und Berufsbekleidungsprodukten berichtet. Zur Berechnung des Teilindexes Textilien werden wir daher ab sofort die Entwicklung der Preise bei Bekleidungseinfuhren insgesamt miteinbeziehen.
Mit der Überarbeitung der Preisindices sind alle Daten der früheren Indices (Basisjahr 2015) nicht mehr gültig. Um aber weiterhin auf eine längere Zeitreihe zurückzugreifen, wurden fast alle für uns relevanten Werte zurückgerechnet. Wir haben dies ab 2015 berücksichtigt. Auch hier gibt es bei den Einfuhrpreisen das zusätzliche Manko, dass die Einfuhrpreise für konfektionierte Textilien (vor allem Flachwäsche) nur bis 2021 zurückgerechnet wurden.
Schließlich möchten wir noch darauf hinweisen, dass wir erst ab 2022 auf eine unterjährige Betrachtung der Kostenentwicklung übergegangen sind. Wir haben das mit den neu zurückgerechneten Werten (Basisjahr 2021) deutlich gemacht. Bis 2021 besteht der Index aus Jahresdurchschnittswerten, danach handelt es sich um Monatswerte.
Sollten Sie Fragen oder Anmerkungen zu den Änderungen haben, steht Ihnen unser Referent für Betriebswirtschaft und Marktdaten Herr Stefan Cieslak gerne zur Verfügung (cieslak@dtv-deutschland.org).
Energiekosten sinken leicht, weitere Entwicklung bleibt ungewiss
Die Energiekosten sind von 139,5 Indexpunkten am Ende des 1. Quartals 2024 auf 138,6 Punkte im Juni 2024 gesunken. Ein Blick in den Teilindex Energie zeigt aber, dass nicht alle Energieträger in dieser Zeit günstiger geworden sind. Während die Kosten für leichtes Heizöl um 3,89% und für Kraftstoffe um 4,5% gesunken sind, sind die Kosten für Strom um 1,98% und für Gas um 4,11% gestiegen.
Die steigenden Gaspreise haben vielfältige Ursachen. Ein Preistreiber waren etwa prognostizierte Hitzewellen für den Sommer, welche zu einer erhöhten Nachfrage nach Gas für die gasintensive Kühlung (z.B. Klimaanlagen) führten. Hinzu kommen aber auch Produktionsausfälle und kurzfristige Versorgungsengpässe bei der europäischen Gasförderung. Auch der Krieg in der Ukraine beeinflusst weiterhin die Gaspreise. Gleichzeitig führte aber auch eine schrumpfende Konjunktur zu einem niedrigeren Energiebedarf in der deutschen Wirtschaft. So ist im 2. Quartal 2024 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 % gesunken gegenüber dem 1. Quartal 2024.
Mit Blick auf den gesamten Kostenindex sind die Energiekosten zwar weiterhin hauptverantwortlich für das insgesamt sehr hohe Kostenniveau, sind aber nicht mehr der Haupttreiber für die wiederkehrenden Kostensteigerung der vergangenen Monate. Der Teilindex Energie übersteigt dennoch den Gesamtindex immer noch um knapp 13 Indexpunkte.
Unklar bleibt die weitere Entwicklung der Energiekosten. So ist bis Juli wieder ein starker Anstieg der Gaspreise an den Börsen sichtbar, bevor diese im August wieder deutlich zurückgingen. Die Gaspreise befinden sich dabei aber noch im Rahmen des Vorkriegsniveaus. Die zukünftigen Strompreise werden auch davon abhängen, ob die Energiewende erfolgreich durchgeführt werden kann.
Arbeitskosten bleiben unverändert, kein weiterer Anstieg für 2024 erwartet
Bei den Arbeitskosten liegen diesem Index die Tarifverträge bzw. Tarifempfehlungen zugrunde. Der im 2. Quartal 2023 noch gültige Tarifvertrag der Intex hat einen ungewöhnlich langen Zeitraum gehabt, der auf der Arbeitskostenseite eine lange tarifliche Ruhe gebracht hat. Die letzte tarifliche Lohnerhöhung im August 2022 betrug in einer stark inflationären Umgebung 2,0 Prozent, welches den Jahresdurchschnitt der Tariflohnbelastung maßvoll ansteigen ließ.
Der neue Tarifvertrag der Intex hat seit Juli 2023 einen starken Anstieg der Arbeitskosten mit sich gebracht. Neben Inflationsausgleichsprämien im Juli 2023 und Januar 2024 sind Gehaltssteigerungen um einen Festbetrag in Höhe von 150€ ab März 2024 und erneut ab März 2025 vorgesehen. Die Tatex-Tarifempfehlungen empfehlen zudem ab dem 01.01.24 einen Stundenlohn von mindestens 12,60 Euro. Diese Steigerungen führen insgesamt dazu, dass der Teilindex Personalkosten zu Beginn des Jahres 2024 mit einem Wert von 117,4 seinen bisherigen Höchststand erreicht hat. Dieser Indexwert bleibt auch zum Ende des 2. Quartals 2024 unverändert bestehen.
An dieser Stelle muss jedoch deutlich darauf hingewiesen werden, dass der DTV-Kostenindex nur die Entwicklung der Tariflöhne nachzeichnet. Die tatsächlichen Löhne können mitunter über den tariflichen Entlohnungen liegen.
Kosten für Waschchemie leicht gesunken, Kosten für Textilien erneut leicht gestiegen, Finanzierungskosten erreichen weiterhin Rekordniveau
Der Textilkostenindex stieg von 116,4 Punkten Ende des 1. Quartals 2024 auf 116,6 Punkte im 2. Quartal 2024. Hierbei stiegen die Kosten für in Deutschland hergestellte Berufsbekleidung um 0,51% während die Kosten für importierte Bekleidung gleichgeblieben sind. Die Kosten für in Deutschland hergestellte Flachwäsche sind im selben Zeitraum unverändert geblieben, während die Kosten für importierte Flachwäsche um 0,53% gesunken sind.
Die Kosten für gewerbliche Waschmittel sind im 2. Quartal 2024 erneut gesunken, wenn auch nicht mehr so deutlich wie noch zum Ende des 1. Quartals hin. Nachdem diese im 4. Quartal 2023 noch einen Indexwert i. H. v. 142,9 erreicht haben, erreichen sie im 2. Quartal 2024 nur noch einen Wert i. H. v. 131,3. Dies entspricht einer Senkung von 8,12%.
Bei den für alle Unternehmen wesentlichen Kosten müssen zudem auch die Zinsen für gewerbliche Finanzierungen berücksichtigt werden. Nachdem der Finanzierungskostenindex im vorherigen Quartal noch stagnierte, sank er im 2. Quartal 2024 um 9 Punkte und erreicht damit aktuell einen Wert von 368,1 Punkten. In einer stagnierenden wirtschaftlichen Umgebung ist das hohe Niveau eine bedeutende Hürde für Investitionen und erhöht bei Zinsanpassungen auch die Finanzierungslast laufender Langzeitkredite. Darüber hinaus wurde die Kreditvergabe selektiver, weil sehr viele Banken ihre Risikoposition enger steuern. Von daher ist die Kreditfinanzierung des Geschäfts erheblich schwieriger geworden und Investitionen benötigen eine gute Rentabilität, damit sie sich schnell rechnen.
Wirtschaftliches Umfeld und Kostensteigerungen belasten Textilservice auch im 2. Quartal 2024 erheblich
Der Textilservice ist prozyklisch geprägt. Geht es den Kunden gut, erhöhen sie ihre Nachfrage. Ist der Geschäftsverlauf unbefriedigend, wird selbst im Rahmen von Drei-Jahresverträgen das Wäscheaufkommen reduziert. Es gibt zwar Zeitverzögerungen und gewisse Vertragspuffer bei der Anpassung des Textilservice an die gesamtwirtschaftliche Situation, aber im Grunde ist der Textilservice prozyklisch. Das angespannte wirtschaftliche Umfeld sowie die sinkende Bruttowertschöpfung im produzierenden Gewerbe belasteten deshalb auch den Textilservice und die Wäschereien.
Hinzukommt, dass auch für den weiteren Verlauf des Jahres kein Ende des hohen Kostenniveaus in den zentralen Bereichen, wie Energie, Personal, und Textilien oder Finanzierung, abzusehen ist. Das Kostenniveau in diesen Bereichen ist so gravierend, dass der Gesamtindex zum Ende des 2. Quartals 2024 nur um 0,55% unter dem Allzeithoch von Oktober 2023 liegt. Viele der Probleme lassen sich nicht auf Unternehmensebene lösen, auch nicht auf Branchenebene. Es sind sowohl Arbeitsmarkt- wie auch Energie- und Geldpolitik gefordert, die Rahmenbedingungen auch für den Textilservice zu verbessern.
Wäschereien profitieren von gesunkenen Energiekosten, Personalkosten verbleiben auf Allzeithoch
Für reine Wäschereidienstleistungen, die vornehmlich von kleineren Wäschereien geleistet werden, sinkt der Kostenindex im Vergleich zum 1. Quartal 2024. Zum Ende des 2. Quartals 2024 liegt der Kostenindex somit bei 128,1 Punkten. Während der Teilindex Personalkosten sich im Vergleich zum 1. Quartal nicht verändert hat, ist der Teilindex Energie gesunken, wodurch der Gesamtindex insgesamt niedriger ausfällt. Die Kosten für Textilien spielen bei den Wäschereien dagegen keine Rolle.
Fundierte Datengrundlage
Der Kostenindex für den Textilservice beruht auf den Daten der öffentlich zugänglichen Statistiken des Bundesamtes für Statistik und der Tarifverträge, die in der Textilservicebranche abgeschlossen werden. Für die einzelnen Kostengruppen wurden Indikatoren definiert, die überwiegend den langen Reihen der Fachserie 17, Reihe 2, von Destatis entnommen sind. Auf diese Weise können Textilservice-Kunden neutral und auf transparenter Datenbasis die Kostenentwicklungen im Textilservice nachvollziehen.
Anmerkung: Das Bundesamt für Statistik hat die von uns verwendeten Preisindices auf das Jahr 2015 umbasiert, sodass die Graphen und Tabellen unseres Branchenindex ebenfalls 2015 als Basis haben. Außerdem hat das statistische Bundesamt den Warenkorb für die inländisch produzierte Berufsbekleidung mit Stichjahr 2015 reduziert. Die Preisindices für Flachwäsche und für Importware blieben davon unberührt. Gleichwohl ist der Kostenindex für Textilien vor 2015 deshalb nur eingeschränkt mit dem Textilkostenindex ab 2015 vergleichbar.
Das Wägungsschema des Kostenindex für den Textilservice sieht wie folgt aus.
Download
Den aktuellen Kostenindex für den Textilservice in Deutschland können Sie hier herunterladen: Kostenindex 1. Quartal 2023
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