Geschäftsklima Textilservice-Branche

Der DTV erfasst zwei Mal im Jahr die aktuelle wirtschaftliche Stimmung in der Textilservice-Branche. Die Umfrage ist dabei sowohl an Textilservicebetriebe, Wäschereien, Reinigungen als auch Mischbetriebe adressiert. Auch bezüglich der Unternehmensgröße wird Wert daraufgelegt, dass sowohl kleine als auch große Unternehmen an der Umfrage teilnehmen.

An der aktuellen Umfrage im Winter 2023/24 haben insgesamt 77 Unternehmen teilgenommen. Hierbei handelte es sich um Vertreter aller oben genannten Geschäftsbereiche. Die Mitarbeiterzahl der befragten Betriebe reichte dabei von unter 9 bis über 3.000 Beschäftigte. Der Kundenstamm der Unternehmen umfasst sowohl private, gewerbliche, als auch öffentliche Kunden. Die erhobenen Daten liefern somit einen umfassenden Überblick über das aktuelle Geschäftsklima der Branche.


Umsatz- und Gewinnentwicklung

Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die positive Stimmung, die nach dem Abklingen der Pandemie in der Branche herrschte, sich im zweiten Halbjahr 2023 wieder deutlich abgekühlt hat. Bei der Betrachtung lohnt ein Blick in die Details: Obwohl bei der Gesamtbetrachtung die Stimmung überwiegend positiv ist, stellt sich dies nicht in allen Branchenzweigen identisch dar. 73 Prozent der Textilservice- und immerhin noch 59 Prozent der Mischbetriebe bewerteten ihre Umsatzentwicklung im 2. Halbjahr 2023 als „sehr gut“ oder „gut“. Bei den reinen Reinigungsbetrieben bewertete kein einziger Betrieb die Umsatzentwicklung in diesem Zeitraum positiv. Somit verbleibt das Geschäftsklima weiterhin besonders herausfordernd für reine Reinigungsbetriebe. Erklärungen dafür sind geänderte Modegewohnheiten (u.a. Fast Fashion) sowie die hohe Inflation, wodurch ein größerer Teil des verfügbaren Einkommens von Privatpersonen für Grundbedürfnisse ausgegeben wird. Aufgrund der vergleichsweisen geringen Stichprobe bei den Reinigungsbetrieben besteht jedoch die Möglichkeit, dass einige Betriebe die Umsatzentwicklung durchaus positiv betrachten.
 

Die prognostizierte Umsatzentwicklung für das 1. Halbjahr 2024 kühlt nochmal merklich ab im Vergleich zur Bewertung des 2. Halbjahrs 2023. Mit Blick auf die angespannte gesamtwirtschaftliche Situation Deutschlands bei gleichzeitig steigenden bürokratischen Anforderungen und Hürden gehen die Unternehmen branchenzweigübergreifend von einer schwächeren Umsatzentwicklung aus. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch der anhaltende Kostendruck, welcher trotz langsam sinkender Energiepreise immer noch auf einem sehr hohen Niveau verbleibt.

Der Kostendruck macht sich auch bei der Bewertung und Prognose der Gewinnentwicklung für das 2. Halbjahr 2023 und 1. Halbjahr 2024 bemerkbar. 53 Prozent der Textilservice-, 52 Prozent der Misch- sowie noch 17 Prozent der Reinigungsbetriebe bewerten die Gewinnentwicklung im 2. Halbjahr 2023 als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Die Gewinnprognosen für das 1. Halbjahr 2024 fallen dagegen deutlich negativer aus. Nur noch 40 Prozent der Textilservice- und 28 Prozent der Mischbetriebe bewerten die Gewinnentwicklung im 2. Halbjahr 2023 als „sehr gut“ oder „gut“. Die reinen Reinigungsbetriebe erwarten dagegen mehrheitlich eine leicht negative oder negative Gewinnentwicklung.

Vergleicht man die Werte der Gewinnentwicklung mit jenen der Umsatzentwicklung, so wird deutlich, dass diese wie bereits bei der letzten Geschäftsklimaabfrage geringer ausfallen. Dies bedeutet, dass die Unternehmen insgesamt steigende Umsätze erwarten, gleichzeitig aber davon ausgehen, dass die Gewinne nicht im selben Verhältnis steigen werden, oder auch im Fall der Reinigungen zurückgehen könnten. Das Umsatzwachstum wird somit voraussichtlich vor allem zur Begleichung steigender Kosten sowie zur Deckung des steigenden bürokratischen Aufwands verwendet. 


Personalmangel, steigende Kosten und Bürokratie sind zentrale Herausforderungen

Laut der aktuellen Geschäftsklimaumfrage sind der Arbeits- und Fachkräftemangel, die wachsende Bürokratie sowie die steigenden Kosten in Lieferketten und für Energie aktuell die zentralen Herausforderungen in der Branche. Einige Betriebe müssen die Produktion drosseln, Personal ist abgewandert. Jetzt, wo der Bedarf an textiler Versorgung in vielen Segmenten wieder deutlich über dem Pandemie-Niveau liegt, droht in manchen Marktsegmenten eine Unterversorgung.
 


Die Personalunterversorgung ist bereits erkennbar – 76 Prozent der befragten Unternehmen gaben in der Umfrage an, Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen in den kommenden Monaten keine Entspannung der Situation. Nur 29 Prozent der Textilservice-, 20 Prozent der Misch- und kein einziger Reinigungsbetrieb bewerteten im 2. Halbjahr 2023 das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und Abgängen als „sehr gut“ oder „gut“. Für das 1. Halbjahr 2024 erwarten die Textilservice- sowie Mischbetriebe eine weitere Verschlechterung der Situation. So schätzen nur noch 21 Prozent der Textilservice- sowie 17 Prozent der Mischbetriebe das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und Abgängen für das 2. Halbjahr als „sehr gut“ oder „gut“ ein.

Die hohen Preis- und Kostensteigerungen sowie die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes zum Januar 2024 erhöhen den Kostendruck auf die Branche noch weiter. Da die Personalkosten je nach Betriebsart und Produktportfolio zwischen 45-60 % der Gesamtkosten ausmachen, fällt diese Entwicklung besonders schwer ins Gewicht. Der Kostenindex für den Textilservice stieg von 112 Punkten Ende 2021 auf 136 Punkte Ende 2023. Der Kostenanstieg in Höhe von 24 Prozent innerhalb von zwei Jahren stellt die höchste Steigerung seit Einführung des Kostenindex dar (Weitere Informationen zum Kostenindex finden Sie hier). Diese Kostenentwicklung spiegelt sich auch deutlich in der Geschäftsklima-Umfrage des DTV wider. 


Über 53 Prozent der Betriebe gaben an, von höheren Einkaufspreisen für Textilien betroffen zu sein während 62 Prozent angaben, von höheren Wasch- und Lösemittelpreisen betroffen zu sein. Bei den Gaspreisen waren aufgrund des Vorhandenseins von längerfristigen Lieferverträgen lediglich etwas über ein Drittel der Betriebe von steigenden Preisen betroffen. 

 
Prognosen zur Unternehmensentwicklung im 1. Halbjahr 2024

Circa 40 Prozent der befragten Unternehmen geht davon aus, dass sich die Umsätze im 1. Halbjahr 2024 positiv entwickeln werden. Eine positive betriebliche Auslastung erwarten 35 Prozent der Unternehmen. Im Vergleich zur letzten Umfrage ist somit eine deutliche Abkühlung festzustellen. Bei dieser prognostizierte die Mehrheit der Unternehmen in beiden Kategorien eine positive Entwicklung. Die Prognose bezüglich des zukünftigen Investitionsniveaus fällt ähnlich aus. Ungefähr 35 Prozent der Unternehmen erwarten hier eine gute oder sehr gute Entwicklung. Eine mögliche Ursache für die Zurückhaltung bzgl. Investitionen stellen die allgemeinen Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Perspektiven der deutschen Wirtschaft dar. Durch die steigenden Kosten gehen die Unternehmen zudem davon aus, dass die wachsenden Umsätze weiterhin nicht im selben Umfang in Gewinne umgewandelt werden können. Hierdurch bleibt weniger Geld für nichtexistenzielle Investitionen übrig. Hinzu kommen die stark gestiegenen Finanzierungskosten. Im Vergleich zu Ende 2022 hat sich der Indexwert für Finanzierungskosten (Composite Cost of Borrowing der EZB) von etwa 173 auf knapp 270 Punkte erhöht.
 


Ausblick

Die beiden aktuell größten Herausforderungen für die Branche sind die steigenden Kosten sowie der Fachkräftemangel. Zusätzlich bündeln immer neue bürokratische Anforderungen weitere Ressourcen in den Unternehmen. Hierdurch wird ein positiver Blick in die Zukunft immer herausfordernder für die Unternehmen. Gleichzeitig warten aber auch neue Geschäftsfelder- und modelle am Horizont, welche zu einem positiven Umschwung beim Geschäftsklima führen könnten. Hierbei profitiert die Branche von anhaltenden Nachhaltigkeitstrends.

Ein mögliches neues Geschäftsfeld wäre zum Beispiel die Versorgung mit und Reinigung von Wäsche im Bereich der ambulanten Pflege. Die Bruttowertschöpfung ambulanter Pflegeeinrichtungen erreichte in Deutschland zwischen 2012 und 2021 durchschnittlich ein Wachstum von 7,7 Prozent p.a. 2021 betrug sie insgesamt 21,5 Milliarden Euro (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz). Durch die demographische Entwicklung der Bevölkerung ist davon auszugehen, dass dieser Bereich auch in Zukunft weiterwachsen wird. Hieraus ergeben sich Geschäftschancen vor allem für lokale und regionale Textilservice-Anbieter. Weitere Details zum Potenzial dieses Marktes finden Sie in dieser Publikation: https://www.dtv-deutschland.org/healthandcaretextile2035/.

Der von der EU geplante digitale Produktpass kann zusätzlich zu einer Verbesserung des Branchenimages führen. Denn Ziel dieses Produktpasses wird es sein, den ökologischen Fußabdruck von Produkten für Verbraucher*innen sichtbarer zu machen. Der Textilservice mit seinem etablierten Kreislaufwirtschaftsmodell, seiner materialschonenden Textilpflege und umfangreichen Reparaturdienstleistungen wird von dieser Transparenz profitieren.

Auch im Bereich der öffentlichen Beschaffung kann die Branche von Nachhaltigkeitstrends profitieren. Unter dem Begriff „Green Public Procurement“ soll Beschaffung zukünftig nachhaltiger gestaltet werden. Insbesondere die Textilservice-Anbieter haben Dienstleistungen im Angebot, welche im Rahmen dieser Initiative Geschäftschancen entstehen lassen können.

Das Thema Textilrecycling nimmt zudem auch europaweit an Schwung auf. Hier könnten zukünftig innovative Geschäftsmodelle entstehen. Insbesondere die Sortenreinheit der Alttextilien in der Branche macht jene attraktiv für Sortierer und Recycler.


Weitere Informationen zum Geschäftsklima

Detailliertere Informationen und Daten zur Geschäftsklimaumfrage liegen vor und können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden. Ihr Ansprechpartner aus der Geschäftsstelle ist Herr Stefan Cieslak. Kontaktieren Sie ihn sehr gerne unter cieslak@dtv-deutschland.org

Die nächste Umfrage wird Anfang des kommenden Jahres durchgeführt. Im Anschluss werden die aktualisierten Ergebnisse auf dieser Seite veröffentlicht.