Geschäftsklima Textilservice-Branche
Der DTV erfasst zwei Mal im Jahr die aktuelle wirtschaftliche Stimmung in der Textilservice-Branche. Die Umfrage ist dabei sowohl an Textilservicebetriebe, Wäschereien, Reinigungen als auch Mischbetriebe adressiert. Auch bezüglich der Unternehmensgröße wird Wert daraufgelegt, dass sowohl kleine als auch große Unternehmen an der Umfrage teilnehmen.
An der aktuellen Umfrage im Sommer 2025 haben insgesamt 80 Unternehmen teilgenommen. Hierbei handelte es sich um Vertreter aller oben genannten Geschäftsbereiche. Die Mitarbeiterzahl der befragten Betriebe reichte dabei von unter 9 bis über 1.000 Beschäftigte. Der Kundenstamm der Unternehmen umfasst sowohl private, gewerbliche, als auch öffentliche Kunden. Die erhobenen Daten liefern somit einen umfassenden Überblick über das aktuelle Geschäftsklima der Branche.
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die Stimmung innerhalb der Branche auch 2025 weiter abkühlt. Dies stellt einen starken Kontrast zur Nach-Corona-Aufbruchsstimmung dar. So wird die Umsatzentwicklung im 1. Halbjahr 2025 erstmals seit Abebben der Coronapandemie nicht mehr überwiegend als gut oder sehr gut bewertet. Hier lohnt sich ein Blick in die Details, denn die Stimmung stellt sich nicht in allen Branchenzweigen identisch dar: 42 Prozent der Textilservicebetriebe und Wäschereien, 40 Prozent der Reinigungen und nur noch 28 Prozent der Mischbetriebe schätzten ihre Umsatzentwicklung als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Auffallend ist, dass die Mischbetriebe bei der Umsatzentwicklung deutlich abfallen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass hier die Bewertung der Umsätze nun mehrheitlich in die Kategorie „ausgeglichen“ fällt.
Während Textilservice- und Mischbetriebe nun erstmals seit Corona die Umsatzentwicklung nicht mehr als überwiegend positiv bewerten, stellt dies bei den Reinigungen keine neue Entwicklung dar. Eine Erklärung für die kühlere Stimmung bei den Reinigern stellen geänderte Modegewohnheiten, die hohe Inflation der vergangenen Jahre, sowie die allgemeine Kostenexplosion, etwa bei Mietpreisen und Lebensmitteln dar. Konsumenten geben dadurch einen größeren Teil des verfügbaren Einkommens für Grundbedürfnisse aus, sodass weniger Geld für anderweitige Güter und Dienstleistungen, wie etwa die Pflege von privater Bekleidung zur Verfügung steht.
Die prognostizierte Umsatzentwicklung für das 2. Halbjahr 2025 fällt dagegen insgesamt wieder positiver aus. Während die Erwartungen der Reinigungen und Textilservicebetriebe ca. gleichbleiben, steigt die Erwartung sehr guter und guter Umsätze um 12 Prozent auf insgesamt 40 Prozent bei den Mischbetrieben. Es ist jedoch zu beachten, dass die Prognose deutlich kühler ausfällt als die Prognosen vergangener Geschäftsklimaumfragen. Mit Blick auf die angespannte gesamtwirtschaftliche Situation Deutschlands, gepaart mit den weiterhin sehr hohen Kosten in der Branche, ist die Zurückhaltung bei der Prognose nicht überraschend.
Die Prognose eines stärkeren 2. Halbjahres 2025 macht sich auch bei der Bewertung und Prognose der Gewinnentwicklung für 2025 bemerkbar. Während die Gewinnentwicklung im 1. Halbjahr 2025 noch von 33 Prozent der Textilservice-, 16 Prozent der Misch- sowie 30 Prozent der Reinigungsbetriebe als „sehr gut“ oder „gut“ bewertet wird, fallen die Prognosen für das zweite Halbjahr wieder positiver aus. Hier prognostizieren 34 Prozent der Textilservice-, 28 Prozent der Mischbetriebe, sowie 30 Prozent der Reinigungen eine „sehr gute“ oder „gute“ Gewinnentwicklung für das 2. Halbjahr 2025.
Vergleicht man die Bewertung und Prognose der Gewinnentwicklung mit jenen der Umsatzentwicklung, so wird deutlich, dass die Branche nicht davon ausgeht, dass steigende Umsätze im selben Verhältnis zu steigenden Gewinnen führen werden. Dieser Trend zeigte sich bereits bei den vergangenen Geschäftsklimaumfragen. Das Umsatzwachstum wird somit voraussichtlich vor allem zur Begleichung steigender Kosten sowie zur Deckung des steigenden bürokratischen Aufwands verwendet. Gleichzeitig fallen die Gewinnerwartungen deutlich unter jene der vorherigen Umfragen. Auch hier zeigt sich das kühle Geschäftsklima.
Personalmangel, steigende Kosten und Bürokratie auch weiter zentrale Herausforderungen
Laut der aktuellen Geschäftsklimaumfrage stellen steigende Kosten und die ausufernde Bürokratie aktuell die größten Herausforderungen für die Unternehmen dar. Doch auch die politische Unsicherheit und der Fachkräftemangel werden als zentrale Herausforderungen genannt. Dies hat sich im Vergleich zur letzten Umfrage nicht geändert.
Die Personalunterversorgung in der Branche ist weiterhin erkennbar – 60 Prozent der befragten Unternehmen gaben in der Umfrage an, Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Damit ist der Wert um 3 Prozent im Vergleich zur vorherigen Umfrage gestiegen. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen in den kommenden Monaten keine Entspannung der Personalsituation.
Während noch 33 Prozent der Textilservice-, 32 Prozent der Mischbetriebe und 50 Prozent der Reinigungen im 1. Halbjahr 2025 das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und -abgängen als „sehr gut“ oder „gut“ bewerteten, sinken die Prognosen für das 2. Halbjahr. So schätzen nur noch 22 Prozent der Textilservicebetriebe und 28 Prozent der Mischbetriebe das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und -abgängen als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Die Prognosen der Reinigungen verbleiben dagegen auf demselben Niveau wie im 1. Halbjahr. Mit Blick auf Personalthemen werden vor allem steigende Lohnkosten und alternde Belegschaft als die größten Herausforderungen genannt.
Die hohen Preis- und Kostensteigerungen sowie tarifbedingte Steigerungen der Lohnkosten in 2024 und 2025 erhöhen den Kostendruck auf die Branche noch weiter. Da die Personalkosten je nach Betriebsart und Produktportfolio zwischen 45 und 60 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, fällt diese Entwicklung besonders schwer ins Gewicht. Der Kostenindex für den Textilservice stieg von 102 Punkten Ende 2021 auf 128,6 Punkte Ende des 1. Quartals 2025. Damit erreichte er zudem ein neues Allzeithoch. Der Kostenanstieg in Höhe von über 26 Prozent innerhalb von 3 Jahren stellt die höchste Steigerung seit Einführung des Kostenindex dar (Weitere Informationen zum Kostenindex finden Sie hier). Diese Kostenentwicklung spiegelt sich auch deutlich in der Geschäftsklima-Umfrage des DTV wider.
Über 65 Prozent der Betriebe gaben an, von höheren Einkaufspreisen für Textilien betroffen zu sein während 65 Prozent angaben, von höheren Wasch- und Lösemittelpreisen betroffen zu sein. Von höheren Gaspreisen berichteten 45 Prozent der Befragten. Für das 2. Halbjahr 2025 schöpft die Branche Hoffnung – hier wird in allen Kategorien von einem geringeren Kostenanstieg als noch im 1. Halbjahr ausgegangen.
Prognosen zur Unternehmensentwicklung im 2. Halbjahr 2025
Circa 42 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Umsätze im 2. Halbjahr 2025 positiv entwickeln werden. Eine positive betriebliche Auslastung erwarten 41 Prozent der Unternehmen. Die Prognosen fallen ähnlich wie bei der letzten Umfrage im Winter 2024/2025 aus. Mit Blick auf vorherige Umfragen ist bei den Prognosen aber eine Abkühlung erkennbar – hier lagen beide Werte i.d.R. noch über 50 Prozent. Die Branche scheint demnach weniger positiv in die Zukunft zu blicken.
Die Prognose bezüglich des zukünftigen Investitionsniveaus fällt entsprechend kühl aus. Ungefähr 36 Prozent der Unternehmen erwarten hier eine gute oder sehr gute Entwicklung. Eine mögliche Ursache für die Zurückhaltung bzgl. Investitionen stellen die allgemeinen Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Perspektiven der deutschen Wirtschaft dar. Durch die steigenden Kosten gehen die Unternehmen zudem davon aus, dass die wachsenden Umsätze weiterhin nicht im selben Umfang in Gewinne umgewandelt werden können. Hierdurch bleibt weniger Geld für nichtexistenzielle Investitionen übrig. Hinzu kommen die weiterhin sehr hohen Finanzierungskosten. Hier ist zwar in den vergangenen Monaten eine Entspannung zu beobachten, gleichzeitig erreichte der Finanzierungskostenindex im DTV-Kostenindex im 1. Quartal 2025 immer noch einen Wert von 284,0 Punkten. Damit sind die Finanzierungskosten aktuell immer noch knapp fast 3 mal so hoch wie noch im Jahr 2021.
Ausblick
Die anhaltend hohen Kosten sowie der sich zuspitzende Fachkräftemangel sind weiterhin zentrale Herausforderungen für die Branche. Zusätzlich bündeln immer neue bürokratische Anforderungen weitere Ressourcen in den Unternehmen. Hierdurch wird ein positiver Blick in die Zukunft für die Unternehmen zunehmend zur Herausforderung, doch am Horizont zeichnet sich Hoffnung ab – es warten neue Geschäftsfelder und -modelle, welche zukünftig das Geschäftsklima positiv beeinflussen können. Diese ergeben sich vor allem aus den anhaltenden Nachhaltigkeitstrends.
Ein mögliches neues Geschäftsfeld wäre zum Beispiel die Versorgung mit und Reinigung von Wäsche im Bereich der ambulanten Pflege. Die Bruttowertschöpfung ambulanter Pflegeeinrichtungen erreichte in Deutschland zwischen 2012 und 2021 durchschnittlich ein Wachstum von 7,7 Prozent p.a. 2021 betrug sie insgesamt 21,5 Milliarden Euro (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz). Durch die demographische Entwicklung der Bevölkerung ist davon auszugehen, dass dieser Bereich auch in Zukunft weiterwachsen wird. Hieraus ergeben sich Geschäftschancen vor allem für lokale und regionale Textilservice-Anbieter. Weitere Details zum Potenzial dieses Marktes finden Sie in der DTV-Publikation HEALTH AND CARE TEXTILE 2023.
Der von der EU geplante digitale Produktpass kann zusätzlich zu einer Verbesserung des Branchenimages führen. Denn Ziel dieses Produktpasses wird es sein, den ökologischen Fußabdruck von Produkten für Verbraucher*innen sichtbarer zu machen. Der Textilservice mit seinem etablierten Kreislaufwirtschaftsmodell, seiner materialschonenden Textilpflege und umfangreichen Reparaturdienstleistungen wird von dieser Transparenz profitieren.
Auch im Bereich der öffentlichen Beschaffung kann die Branche von Nachhaltigkeitstrends profitieren. Unter dem Begriff „Green Public Procurement“ soll Beschaffung zukünftig nachhaltiger gestaltet werden. Insbesondere die Textilservice-Anbieter haben Dienstleistungen im Angebot, welche im Rahmen dieser Initiative Geschäftschancen entstehen lassen können.
Die Branche kann zudem von der Transformation der linearen Wirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft enorm profitieren. In diesem Rahmen nimmt auch das Thema Textilrecycling europaweit langsam an Schwung auf. Hier könnten zukünftig innovative Geschäftsmodelle entstehen. Insbesondere die Sortenreinheit der Alttextilien in der Branche macht jene attraktiv für Sortierer und Recycler.
Zudem ist mit Blick auf Nachweispflichten aktuell ein politischer Umschwung zu erkennen. Dies könnte in den kommenden Monaten dazu führen, dass der bürokratische Aufwand für die Unternehmen endlich abnimmt und somit wieder mehr Ressourcen für den eigentlichen Geschäftsbetrieb zur Verfügung stehen.
Weitere Informationen zum Geschäftsklima
Detailliertere Informationen und Daten zur Geschäftsklimaumfrage liegen vor und können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden. Ihr Ansprechpartner aus der Geschäftsstelle ist Herr Stefan Cieslak. Kontaktieren Sie ihn sehr gerne unter cieslak@dtv-deutschland.org
Die nächste Umfrage wird im Winter 2025/2026 durchgeführt und die Ergebnisse wie gewohnt im Anschluss hier auf unserer Webseite veröffentlicht.