Geschäftsklima Textilservice-Branche

Der DTV erfasst zwei Mal im Jahr die aktuelle wirtschaftliche Stimmung in der Textilservice-Branche. Die Umfrage ist dabei sowohl an Textilservicebetriebe, Wäschereien, Reinigungen als auch Mischbetriebe adressiert. Auch bezüglich der Unternehmensgröße wird Wert daraufgelegt, dass sowohl kleine als auch große Unternehmen an der Umfrage teilnehmen.

An der aktuellen Umfrage im Sommer 2023 haben insgesamt 83 Unternehmen teilgenommen. Hierbei handelte es sich um Vertreter aller oben genannten Geschäftsbereiche. Die Mitarbeiterzahl der befragten Betriebe reichte dabei von 3 bis über 2.000 Beschäftigten. Der Kundenstamm der Unternehmen umfasst sowohl private, gewerbliche, als auch öffentliche Kunden. Die erhobenen Daten liefern somit einen umfassenden Überblick über das aktuelle Geschäftsklima der Branche. 


Umsatz- und Gewinnentwicklung

Die aktuelle Umfrage zeigt, dass sich die Bewertung der Umsatzentwicklung für das erste Halbjahr 2023 deutlich von den historischen Tiefpunkten der akuten Coronapandemie erholt hat. Bei der Betrachtung lohnt jedoch ein Blick in die Details: Obwohl bei der Gesamtbetrachtung die Stimmung sehr positiv ist, stellt sich dies nicht in allen Branchenzweigen identisch dar. 74 Prozent der Textilservice-, 65 Prozent der Misch- und immerhin noch 38 Prozent der Reinigungsbetriebe bewerteten ihre Umsatzentwicklung im 1. Halbjahr 2023 als „sehr gut“ oder „gut“. Auffallend ist hier, dass die Reinigungsbetriebe bei der Bewertung der Umsatzentwicklung deutlich abfallen. Erklärungen dafür sind geänderte Modegewohnheiten (u.a. Fast Fashion) sowie die hohe Inflation, wodurch ein größerer Teil des verfügbaren Einkommens von Privatpersonen für Grundbedürfnisse ausgegeben wird.
 


Die prognostizierte Umsatzentwicklung für das 2. Halbjahr 2023
fällt jedoch weniger positiv aus. Mit Blick auf die angespannte gesamtwirtschaftliche Situation Deutschlands gehen die Unternehmen branchenzweigübergreifend von einer schwächeren Umsatzentwicklung aus. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch der anhaltende Kostendruck.
 

Der Kostendruck macht sich auch bei der Bewertung und Prognose der Gewinnentwicklung für das 1. und 2. Halbjahr 2023 bemerkbar. 44 Prozent der Textilservice-, 54 Prozent der Misch- sowie 33 Prozent der Reinigungsbetriebe bewerten die Gewinnentwicklung im 1. Halbjahr als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Die geschätzte Gewinnentwicklung für das 2. Halbjahr unterscheidet sich lediglich bei den Mischbetrieben von der Bewertung des 1. Halbjahres – 63 Prozent der Unternehmen erwarten hier eine „gute“ oder „sehr gute“ Entwicklung.  

Vergleicht man die Werte der Gewinnentwicklung mit jenen der Umsatzentwicklung, so wird deutlich, dass diese geringer ausfallen. Dies bedeutet, dass die Unternehmen steigende Umsätze erwarten, gleichzeitig aber davon ausgehen, dass die Gewinne nicht im selben Verhältnis steigen werden. Das Umsatzwachstum wird somit vor allem zur Begleichung der steigenden Kosten verwendet. 


Steigende Kosten und Personalmangel belasten die Branche

Personalmangel und hohe Energiepreise sind laut der aktuellen Geschäftsklimaumfrage die dominierenden Themen für die Branchenbetriebe. Viele Betriebe müssen die Produktion drosseln, Personal ist abgewandert. Jetzt, wo der Bedarf an textiler Versorgung in vielen Segmenten wieder auf Vor-Pandemie-Niveau ist, droht in manchen Marktsegmenten eine Unterversorgung.
 


Gefragt nach den aktuell größten Baustellen im Betrieb verwies der überwiegende Teil auf Kostensteigerungen und Personalmangel. Die obige Abbildung zeigt die weiteren meistgenannten aktuellen Topthemen.

Die Personalunterversorgung ist bereits erkennbar – 84 Prozent der befragten Unternehmen gaben in der Umfrage an, Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen in den kommenden Monaten keine Entspannung der Situation. 32 Prozent der Textilservice-, 40 Prozent der Misch- und immerhin noch 22 Prozent der Reinigungsbetriebe bewerteten das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und Abgängen im ersten Halbjahr 2023 als „sehr gut“ oder „gut“. Für das 2. Halbjahr erwarten die Textilservice- sowie Mischbetriebe eine Verschlechterung der Situation. So schätzen nur noch 21 Prozent der Textilservice- sowie 18 Prozent der Mischbetriebe das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und Abgängen für das 2. Halbjahr als „sehr gut“ oder „gut“ ein.

Die hohen Preis- und Kostensteigerungen sowie die außerplanmäßige Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes im Oktober 2022 haben den Kostendruck auf die Branche deutlich erhöht. Da die Personalkosten je nach Betriebsart und Produktportfolio zwischen 45-60 % der Gesamtkosten ausmachen, fällt diese Entwicklung besonders schwer ins Gewicht. Der Kostenindex für den Textilservice stieg von 112 Punkten Ende 2021 auf 131 Punkte Ende 2022. Der Kostenanstieg in Höhe von 17 Prozent innerhalb eines Jahres stellt die höchste Steigerung seit Einführung des Kostenindex dar (Weitere Informationen zum Kostenindex finden Sie hier). Diese Kostenentwicklung spiegelt sich auch deutlich in der Geschäftsklima-Umfrage des DTV wider.
 


Über 70 Prozent der Betriebe gaben an, von höheren Einkaufspreisen für Textilien sowie Wasch- und Lösemitteln betroffen zu sein. Bei den Gaspreisen waren aufgrund des Vorhandenseins von längerfristigen Lieferverträgen lediglich etwas über die Hälfte der Betriebe von steigenden Preisen betroffen. Dies jedoch häufig verbunden mit exponentiell höheren Kosten.

 
Prognosen zur Unternehmensentwicklung im 2. Halbjahr 2023

Die überwiegende Zahl der befragten Unternehmen geht davon aus, dass sich die Umsätze und die betriebliche Auslastung im 2. Halbjahr 2023 positiv entwickeln werden. Gleichzeitig fallen die Prognosen bezüglich des zukünftigen Investitionsniveaus weniger positiv aus. Dieses schätzen lediglich 32% der befragten Unternehmen als „gut“ oder „sehr gut“ ein. Eine mögliche Ursache für die Zurückhaltung bzgl. Investitionen stellen die allgemeinen Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Perspektiven der deutschen Wirtschaft dar. Durch die steigenden Kosten gehen die Unternehmen zudem davon aus, dass die wachsenden Umsätze nicht im selben Umfang in Gewinne umgewandelt werden können wie zuvor. Hierdurch bleibt weniger Geld für nichtexistenzielle Investitionen übrig. Hinzu kommen die stark gestiegenen Finanzierungskosten. Im Vergleich zu Ende 2021 hat sich der Indexwert für Finanzierungskosten (Composite Cost of Borrowing der EZB) von knapp 71 auf über 227 Punkte erhöht.
   


Ausblick

Die beiden aktuell größten Herausforderungen für die Branche sind die steigenden Kosten, insbesondere im Energiebereich, sowie der Fachkräftemangel. Dennoch blicken die Unternehmen bezüglich ihrer Unternehmensentwicklung durchaus positiv in die Zukunft. Dies liegt unter anderem daran, dass neue Geschäftsfelder und -modelle am Horizont warten. Gleichzeitig profitiert die Branche von den aktuellen Nachhaltigkeitstrends.

Ein mögliches neues Geschäftsfeld wäre zum Beispiel die Versorgung mit und Reinigung von Wäsche im Bereich der ambulanten Pflege. Die Bruttowertschöpfung ambulanter Pflegeeinrichtungen erreichte in Deutschland zwischen 2012 und 2021 durchschnittlich ein Wachstum von 7,7 Prozent p.a. 2021 betrug sie insgesamt 21,5 Milliarden Euro (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz). Durch die demographische Entwicklung der Bevölkerung ist davon auszugehen, dass dieser Bereich auch in Zukunft weiterwachsen wird. Hieraus ergeben sich Geschäftschancen vor allem für lokale und regionale Textilservice-Anbieter. Weitere Details zum Potenzial dieses Marktes finden Sie in dieser Publikation: https://www.dtv-deutschland.org/healthandcaretextile2035/.

Der von der EU geplante digitale Produktpass kann zusätzlich zu einer Verbesserung des Branchenimages führen. Denn Ziel dieses Produktpasses wird es sein, den ökologischen Fußabdruck von Produkten für Verbraucher*innen sichtbarer zu machen. Der Textilservice mit seinem etablierten Kreislaufwirtschaftsmodell, seiner materialschonenden Textilpflege und umfangreichen Reparaturdienstleistungen wird von dieser Transparenz profitieren.

Auch im Bereich der öffentlichen Beschaffung kann die Branche von Nachhaltigkeitstrends profitieren. Unter dem Begriff „Green Public Procurement“ soll Beschaffung zukünftig nachhaltiger gestaltet werden. Insbesondere die Textilservice-Anbieter haben Dienstleistungen im Angebot, welche im Rahmen dieser Initiative Geschäftschancen entstehen lassen können.


Weitere Informationen zum Geschäftsklima

Detailliertere Informationen und Daten zur Geschäftsklimaumfrage liegen vor und können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden. Ihr Ansprechpartner aus der Geschäftsstelle ist Herr Stefan Cieslak. Kontaktieren Sie ihn sehr gerne unter cieslak@dtv-deutschland.org

Die nächste Umfrage wird Anfang des kommenden Jahres durchgeführt. Im Anschluss werden die aktualisierten Ergebnisse auf dieser Seite veröffentlicht.