Bits und Bytes in der Wäscherei

Was hat Digitalisierung mit dem Waschen von Wäsche zu tun?

Foto: www.d-v-c.net | Stefan Wendt

Digitalisierung ist schon lange nicht mehr das Thema von bebrillten „Nerds“, sondern ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und betrifft jeden. Spätestens mit dem Wirbel, den die Einführung der europäischen Datenschutzgrundverordnung erzeugt hat, weiß jeder, dass Daten (und nicht nur personenbezogene Daten) in der elektronischen Welt zu einem begehrten Gut geworden sind.

Standards helfen, komplexe Prozesse durch eine elektronische Verarbeitung schneller, effizienter und effektiver zu gestalten und damit eine wesentliche Verbesserung der Wertschöpfungskette zu erreichen. In den vergangenen Jahrzehnten ist kontinuierlich an der elektronischen Unterstützung der Geschäftsprozesse gearbeitet worden, jedoch erst mit der starken Verbreitung des Internets ist die Verbindung von Rechnern zum Austausch von Daten Teil des Tagesgeschäfts geworden. Die parallele Entwicklung von unternehmensindividuellen ERP-Systemen, Datenbanken und betriebsinternen Datennetzen muten wie das babylonische Stimmengewirr an, bei dem Dolmetscher die gegenseitige Verständigung sicherstellen müssen. In der IT-Welt stellen Datenschnittstellen diese Dolmetscher dar. Sie sind heute gängige Praxis, jedoch so individuell, wie die Datendefinitionen, die den Systemen zugrunde liegen und daher komplex und teuer.

Der DTV-Arbeitskreis Digitalisierung hat sich zum Ziel gesetzt, eine für die Textil-Service Branche einheitliche Identifikation, Kennzeichnung und Definition der Stammdaten textiler Artikel zu erarbeiten und damit den ersten Schritt auf dem Weg in die gemeinsame Kommunikation und digitale Zukunft zu gestalten, denn schon heute ist der Grad der Digitalisierung selbst in noch stark handwerklich geprägten Betrieben relativ hoch. Um diesen Weg gemeinsam zu beschreiten, bedarf es der Beteiligung aller Branchenteilnehmer. Um die Erarbeitung eines Branchenstandards für Artikelstammdaten durchzuführen und dessen Einführung strategisch zu begleiten, haben sich in diesem Arbeitskreis Experten der Textil-Service Unternehmen, von Textilherstellern und Konfektionären sowie Software-Herstellern und Forschungseinrichtungen zusammengeschlossen, damit dieses wegweisende Projekt erfolgreich und mit breiter Akzeptanz durchgeführt werden kann.

Als starker Partner in diesem Projekt konnte das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards für die Mitarbeit gewonnen werden, welches durch Ihre langjährige Erfahrung in der Einführung und Verbreitung von Datenstandards und deren Verarbeitung, die Arbeit des Arbeitskreises stark beschleunigt. Im Rahmen des Arbeitskreises haben wir zudem unsere Kooperationsvereinbarung mit dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg, in Person von Dr.-Ing. Frank Ryll, aufleben lassen. Das Fraunhofer IFF arbeitet bereits seit längerer Zeit an der Identifikation von Textilien im Wäschereiprozessen.

Der DTV und die Hohensteiner Institute mit der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege e.V. werden für und mit ihren Mitgliedern und assoziierten Unternehmen diesen Standard etablieren und weiterentwickeln. Als ersten Meilenstein wird zeitnah die Definition des Datenstandards veröffentlicht, um diesen dann schnellstmöglich bei den Branchenteilnehmern zu implementieren.

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