DTV-Jahreskongress 2022 in Kiel

Diskussionen um knappe Energie und knappes Personal bestimmten DTV-Jahreskongress

Unter dem Motto „Heute für morgen – Mit Volldampf in die grüne Zukunft“ blickte die Textildienstleistungsbranche in Kiel auf die Energieversorgung der Zukunft. Mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Energieversorgung und der Branche wurden die aktuellen Herausforderungen bei der Energieversorgung sowie die Perspektiven für einen klimaneutralen Betrieb diskutiert. Darüber hinaus stand auch das Thema Mitarbeiterbindung auf der Agenda.

Nach drei Jahren Coronapause zog es Europas größten Verband der Textil-Dienstleistungsbranche nach Kiel. Das Interesse für einen gemeinsamen Austausch war riesig: Rund 260 Mitglieder, Förderer und Partner des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes (DTV) diskutierten am 15. und 16. September auf dem DTV-Jahreskongress über die Energieversorgung der Zukunft und den Fachkräftemangel.

„Pandemie und Krieg, die damit verbundenen Lieferkettenprobleme, hohe Inflation und Kostenexplosion für die Betriebe sowie die Versorgungsprobleme im Energiemarkt. Es sind anspruchsvolle Zeiten, die uns Vieles abverlangen.“, umriss DTV-Präsidentin Beate Schäfer in ihrer Eröffnungsrede die aktuelle Gemengelage. Hinzu komme die Klimakrise, die die gesamte Wirtschaft vor Herausforderungen stelle. „Unsere Zukunft wird grün sein, sie muss es sogar.“, unterstrich Beate Schäfer. Das müsse nach Überzeugung von Präsidentin Schäfer jedoch keine negative Verpflichtung im Sinne von „wir müssen, ob wir wollen oder nicht“ sein. Sie ist der festen Überzeugung, dass die Branche es in der Hand hat, die Dinge für sich zu drehen – so denn die Rahmenbedingungen dafür stimmen.

Politik muss die Rahmenbedingungen setzen

Diese Rahmenbedingungen werden sowohl auf politischer als auch technologischer und unternehmensindividueller Ebene mitgestaltet. In mehreren Panels kamen Stakeholder aus den einzelnen Bereichen zu Wort. Unter anderem diskutierten Dr. Gunnar Zillmann, Leiter des Referats für Grundsatzfragen in der Dienstleistungswirtschaft beim BMWK, Michael Engelhardt, Abteilungsleiter des Referates Energie, Umwelt und Rohstoffpolitik beim Verband textil+mode sowie DTV-Hauptgeschäftsführer Andreas Schumacher, welche Rolle die Politik bei der kurzfristigen Versorgungssicherheit aber auch bei den langfristigen Planungen der Energieversorgung der Zukunft spiele. Positiv stimmte die Anwesenden, dass kurz vor Veranstaltungsbeginn klar wurde, dass das Energiekostendämpfungsprogramm für die Textil-Dienstleistungsbranche geöffnet wird. Dennoch sei das Bundeswirtschaftsministerium weiterhin gefordert, so Schumacher. „Die Unternehmen benötigen Sicherheit bei der Investitionsplanung. Es braucht eine Richtung aus der Politik, wo die Reise bei der Energieversorgung der Zukunft hingeht.“, machte Andreas Schumacher deutlich.

In den weiteren Diskussionsrunden wurde ebenfalls deutlich, dass es sowohl in der Branche als auch in anderen Branchen bereits zahlreiche Best-Practices bei der Energieeinsparung gibt: Sei es Photovoltaik, Direktverbrennung von Gas, Wärmetauscher oder auch die Wasserstoff-Mobilität. Die Firmen Sitex und MEWA boten Einblicke in ihre Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Deutlich wurde jedoch, dass einerseits die Investitions- und Forschungsförderung ausgebaut werden muss und zum anderen auch der Austausch zu diesen Leuchtturm-Projekten verbessert werden sollte. Letzteres initiiert der DTV mit einem Energie-Forum am 22. November.

Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe

Die Stellenbesetzung wird – nicht nur in der Textilpflegebranche – immer schwieriger. Mitarbeiterbindung ist daher essenziell. In einem Panel diskutierten Antje Jürgensen und Susanne Lentföhr vom Wulff Textilservice, Ingo Döring von der Firma BOGDOL Gebäudemanagement sowie der DTV-Geschäftsleiter und ehemaliger Personalchef der CWS Deutschland, Claus Dietrich, wie vorhandenes Personal gehalten werden kann. Insbesondere weiche Faktoren, wie die Kommunikation auf Augenhöhe, Wertschätzung und auch betriebliche Weiterbildung wurden als Erfolgsgaranten herausgearbeitet. Für die berufliche Weiterbildung konnte der DTV in diesem Zusammenhang auf die im vergangenen Jahr erfolgreich gestartete E-Learning Plattform „E-Washboard“ hinweisen.

Selbstdisziplin als Erfolgsgarant in schwierigen Zeiten

Die Extremsportlerin Anja Blacha lieferte in einer Keynote zudem einen Einblick darin, wie sie sich bei ihrer Südpol-Expedition trotz widriger Umstände motiviert halten konnte und wie Selbstdisziplin und Planung auch im Geschäftsleben durch herausfordernde Zeiten helfen können.

In den Programmpausen und auch während einer abendlichen Raddampfer-Fahrt auf der Kieler Förde gab es darüber hinaus reichlich Platz für den kollegialen Austausch. Denn auch das ist fester Bestandteil der Verbandsarbeit: Das gemeinsame Diskutieren, vielleicht sogar Ringen, um die Branche in eine erfolgreiche Zukunft bringen zu können.

Der nächste DTV-Jahreskongress wird vom 14. bis 15. September 2023 in Ingolstadt stattfinden.

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